

Wer durch Retz schlendert, bleibt am Hauptplatz unweigerlich vor einem ganz besonderen Gebäude stehen: dem Sgraffitohaus. Es ist nicht nur architektonisch ein Juwel der Renaissance, sondern auch ein faszinierendes Bilderbuch aus Stein, das Geschichten aus Antike, Bibel und dem menschlichen Leben erzählt – und das seit fast 450 Jahren.
Ein Haus mit Botschaft
Unser sgrafit Hotel, im Sgraffitohaus, ist nicht nur ein Ort zum Wohlfühlen, sondern auch ein Ort, an dem Geschichte auf eindrucksvolle Weise sichtbar wird. Denn als das Haus 1576 erbaut und wenige Jahre später mit kunstvollen Sgraffiti geschmückt wurde, war es mehr als nur ein architektonisches Statement: Es war Ausdruck einer neuen Zeit.
Im ausgehenden 16. Jahrhundert, zur Blüte von Humanismus und Reformation, wollten wohlhabende Bürger wie der damalige Besitzer des Hauses Augustin Resch nicht nur ihren sozialen Status zeigen – sie wollten auch mitreden im großen geistigen Umbruch Europas. Und das taten sie durch Kunst.
Die vier Schichten der Fassade
Die Fassade unseres Hauses ist in mehrere ornamentale Bänder gegliedert, die mit kunstvollen Szenen und Versen versehen sind. Jede Seite erzählt ihre eigene Geschichte – ein visuelles Manifest der damaligen Zeit:
- Ovids Metamorphosen – die Antike lebt
Zur Seite des Hauptplatzes hin finden sich Szenen aus den „Metamorphosen“ des römischen Dichters Ovid. Götter, Verwandlungen, Mythen – sie symbolisieren die Rückbesinnung auf antikes Wissen und die Idee, dass Bildung und Kultur zeitlos sind.
- Die Bibel – Glaube in Bewegung
Zur Seitenstraße hin wird es religiös: Hier sind biblische Erzählungen dargestellt, die im Kontext der Reformation verstanden werden können. Sie sprechen von Erneuerung, von einem persönlichen Zugang zum Glauben – ein zentrales Thema der damaligen Zeit.
- Die zehn Lebensalter – Der Mensch im Mittelpunkt
Sowohl auf der Hauptfassade als auch auf der Seitenfassade ziehen sich Szenen der zehn Lebensjahrzehnte entlang: Vom Neugeborenen bis zum Greis, bei Mann und Frau. Es sind nachdenkliche, berührende Darstellungen des menschlichen Daseins – ein Spiegel unserer Vergänglichkeit und unserer Entwicklung.
- Ornamente & Verse – Schönheit mit Tiefe
Zwischen den Szenen breiten sich reich verzierte Ornamente aus, durchzogen von moralischen Versen. Sie sind nicht nur dekorativ, sondern fordern zum Innehalten auf.
Kunst aus Büchern – inspiriert von großen Vorlagen
Die Darstellungen gehen auf Druckwerke des 16. Jahrhunderts zurück. Viele Motive stammen von Holzschnitten des Nürnberger Künstlers Virgil Solis (erschienen 1563 in Frankfurt), begleitet von Versen des Humanisten Johann Prost. Die Lebensalter wiederum basieren auf Illustrationen eines anonymen Künstlers („J.R.“) sowie auf Texten des Wiener Verlegers David de Necker von 1579.
Ein Beispiel für die moralisierende Darstellung zeigt der Auszug aus der Fassade des Hauses:
Vom bürgerlichen Wunsch nach Bedeutung |
Was heute als kunstvolle Zier erscheint, war damals ein Mittel der Kommunikation. Die Fassade sollte belehren, mahnen, beeindrucken – und zeigen, dass nicht nur Adelige, sondern auch kluge, gebildete Bürger ihre Welt gestalten konnten. Das Sgraffitohaus wurde so zum Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins: Kunst nicht nur für Paläste, sondern für die Stadtmitte.
Tipp: Bei deinem nächsten Aufenthalt nimm dir einen Moment, um die Fassade genauer zu betrachten. Vielleicht erkennst du eine Szene aus der Bibel oder findest dein eigenes Lebensalter in der Darstellung wieder. Denn das Besondere an diesem Haus ist: Es spricht – auch heute noch.
Erfahre noch mehr über das Haus: Wo Geschichte lebendig bleibt
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